Viele Landwirte im Allgäu können aufatmen:
Sie dürfen weiterhin mit herkömmlicher Technik Rinder-Gülle auf ihren Feldern ausbringen. Viele vor allem kleinere Betriebe hatten auf diese Entscheidung der Staatsregierung gehofft, weil sie um ihre Existenz fürchteten. Am Dienstagvormittag dann kam die erleichternde Nachricht von Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU). „Der Breitverteiler ist gerettet“, kommentierte der stellvertretende Vorsitzende der Freie-Wähler-Landtagsfraktion, Bernhard Pohl.
Warum bedeutet vielen Landwirten aus dem Allgäu diese Entscheidung so viel? Ab Februar 2025 hätten sie ihre Felder nicht mehr mit der herkömmlichen Technik düngen dürfen. Also per Breitverteiler. Das ist ein Fass auf einem Anhänger, aus dem hinten fächerförmig die Gülle auf das Feld geschleudert wird. Stattdessen hätten sie nur noch eine neuere Technik anwenden dürfen. Dabei wird Gülle über Schläuche direkt auf oder in den Boden gebracht. So ist es gesetzlich in der Deutschen Düngeverordnung geregelt. Aufgrund der hohen Kosten für solches Gerät sahen viele Betriebe aus der Region ihr Unternehmen bedroht.
Diese neue Technik war deshalb per Gesetz vorgeschrieben worden, damit weniger des umweltschädlichen Gases Ammoniak in die Atmosphäre gerät. Das soll der Fall sein, wenn die Gülle über einen Schlauch direkt auf oder in den Boden gebracht wird. Durch monatelange Versuche im Spitalhof in Kempten allerdings (wir berichteten), dem Bildungs- und Versuchszentrum der Bayerischen Staatsgüter, ist nun herausgefunden worden, dass Gülle ebenfalls emissionsarm per Breitverteiler ausgebracht werden kann. Und zwar dann, wenn sie einen bestimmten Anteil an Trockensubstanz nicht überschreitet. Damit sind feste Anteile gemeint, etwa der Kot von Kühen. So ist nun festgelegt worden, dass dieser Anteil in der Gülle maximal 4,6 Prozent betragen darf. Das ist Voraussetzung dafür, den Breitverteiler weiter nutzen zu können. Ist der Wert höher, müssen Landwirte die Gülle mit Wasser verdünnen.
Den Anteil der Trockensubstanz von 4,6 Prozent einzuhalten, sei im Vergleich zur Anschaffung neuer, teurer Technik ein Klacks, sagt Elmar Karg, Vorsitzender des Milchwirtschaftlichen Vereins Bayern, dem der Spitalhof gehört. Es gebe Messinstrumente, die den Anteil messen könnten, vergleichbar mit der Handpumpe, mit der Autofahrer innerhalb von Sekunden selbst den Frostschutz im Kühlwasser kontrollieren können. Ob diese Methode genau genug sei, werde sich noch zeigen. Es gebe auch die Möglichkeit, eine Gülleprobe ins Labor zu schicken. Bisher habe man nach drei Tagen das Ergebnis. Jetzt werden überlegt, wie dieser Prozess noch schneller und einfacher gestaltet werden könne, sagt der Experte.
Ob er froh sei über die Regelung, wollen wir von Karg wissen. „Froh ist gar kein Ausdruck“, sagt er. „Uns ist die Zeit davon gelaufen, weil das Gesetz ab Februar 2025 in Kraft getreten wäre, haben wir unter enormem Druck gestanden, der nun abgefallen ist.“ Viele Betriebe hätten in Kürze die neue Gülletechnik bestellen müssen. Aus seiner Sicht ist die neue Regelung, wie sie die Staatsregierung vorsieht, praktikabel – und recht unbürokratisch. Für Landwirte gebe es keine Dokumentationspflicht, was den Wert der Trockensubstanz angeht. Lediglich Stichprobenkontrollen von Behörden seien vorgesehen.
Gemeinsam mit Günzacher Landwirten (Ostallgäu), die ihn vor sechs Jahren auf das Problem angesprochen hätten, habe er „für eine praxistaugliche Lösung gekämpft, die allen Betrieben weiterhin den Einsatz des Breitverteilers ermöglicht“, sagt Freier Wähler Bernhard Pohl. Das Bundesgesetz über die bodennahe Gülleausbringung habe den Ländern die Möglichkeit gelassen, gleichwertige Verfahren zuzulassen. „Davon wird der Freistaat Bayern nun Gebrauch machen“, sagt Pohl. „Die Lösung ist rechtlich abgesichert und unangreifbar. Ich freue mich sehr darüber.“ Er lobt Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber: Statt „bürokratische Dokumentationspflichten“ einzuführen, lege sie die Verantwortung, den Anteil der Trockensubstanz einzuhalten, in die Verantwortung der Landwirte. So werde den Bauern Vertrauen statt Misstrauen entgegengebracht.
Passend zum Thema Düngen stellte Landwirtschaftsministerin Kaniber am Montagabend die Gülle-App Bayern vor. Unter anderem zeigt sie Landwirten an, wann das Wetter am besten ist, um die Felder zu düngen, und wann es verboten ist, Gülle auszubringen. Sie soll Landwirten die Arbeit erleichtern.
Am Samstag den 07.10.2023 fand der Tag der offenen Tür am Spitalhof in Kempten statt.
Über 30 Aussteller präsentierten Neuheiten und informierten über ihre Produkte.
Die interessierten Besucher erhielten Einblicke in die Funktionsweise des Melkroboters, der Geburtssimulationskuh sowie in die zahlreichen Grünlandversuche der Bayerischen Staatsgüter.
Zur musikalischen Umrahmung des Programmes trug auch unser Vorsitzender Elmar Karg bei, der spontan seine Trompete auspackte und bei der Musikkapelle mitspielte.
Ein rundum gelungener Tag.
Feierlich unterzeichneten Gerhard Reichel
(Geschäftsführer Immobilien Freistaat Bayern) und
Elmar Karg (Vorsitzender des Milchwirtschaftlichen Vereines Bayern) im Beisein des
Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder und der
Bayerischen Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber den
Kooperationsvertrag für Grünlandversuche und der Melkerausbildung am Spitalhof Kempten (Siehe Titelbild).
Gute Aussichten für den Spitalhof
Vorsitzender Elmar Karg trifft den
Ministerpräsidenten Markus Söder
auf der Agrarschau in Dietmannsried.
Am Spitalhof in Kempten finden im Rahmen der Ausbildung zum Landwirt die Melkerkurse der BaySG im Auftrag der Landesanstalt für Landwirtschaft statt. Es finden bis zu 40 Kurse, jeweils 1 Woche, mit bis zu 20 Teilnehmern pro Jahr statt. Hier wird vorwiegend das Melken und die Tierhaltung unterrichtet.
In Bayern gibt es nur 4 Melkerschulen, die von den Teilnehmern jeweils in Wochenkursen einzeln besucht werden.
Bisher kaum unterrichtet wird in der Ausbildung der Verlauf der Geburt eines Kalbes. Dies kann mit einer Simulations- oder Geburtskuh in Lebensgröße eingehend demonstriert und geübt werden.
Hergestellt wird diese Kuh in Calgary in Kanada in zwei Rinderrassen. Das ist eine Holsteinkuh (Schwarz-Weiß) und eine Herefordkuh (Braun-Weiß)
Bei diesen lebensgroßen Modellen kann man den Körper öffnen und die Lage des Kalbes beurteilen sowie den Geburtsvorgang simulieren und trainieren.
Erwartete Ergebnisse:
- Komplikationen treten bei rund 20 % aller Kuhgeburten auf
- Training mit praktischen Übungen an lebensgroßer Simulationskuh soll Risiko für Kuh und Kalb minimieren
- Geburtsvorgang be- und ergreifbar machen
- Lernen am „Geburtssimulator“ – Korrektur unterschiedlicher Fehllagen, Haltungen und Stellungen
- Fachgerechter Auszug des Kalbes ohne Stress und Risiko für Kuh und Kalb – Verbesserung des Tierwohls
Am Spitalhof Kempten wurden rechtzeitig zum Beginn der Melkerkurse im Herbst ein
Melkroboter sowie ein Melkstand neu installiert und in Betrieb genommen.
F.R.A.N.Z. Projekt holt Schmetterlinge zurück
nachfolgend der Link zum Bericht der Allgäuer Zeitung über den Projekttag des Bauernverbandes.